Hähne

Verein für Anti-Gewalt-Training und Systemische Therapie e.V.

Kleine Mädchen stark machen

Trainerin Barbara Schaller Knop zeigt den Mädchen in Rollenspielen, wie sie sich gegen Angriffe wehren können.

„Hier sind sie noch die Großen und Starken“, beschreibt Petra von Hoeßle die Viertklässler der Eichendorff-Grundschule in Freudenberg.
Die Vorsitzende des Schulelternbeirates weiß, wovon sie spricht, schließlich besucht auch ihr Sohn die vierte Klasse.

Doch wenn die Kinder dann zur weiterführenden Schule wechseln, seien sie dort die „kleinen“ Fünftklässler. Sie haben einen fremden Schulweg, in der Schule ist alles neu und sie müssen mir den älteren Schülern auskommen. Doch diese Situation allein war nicht Stein des Anstoßes, mit den vierten Klasen ein Selbstbehauptungstraining z veranstalten. „Im Herbst 2003 wurden ehemalige Eichendorff-Schüler auf ihrem neuen Schulweg an einer Bushaltestelle von größeren Jugendlichen mehrmals bedrängt“, erzählt von Hoeßle. Die Eltern schalteten die AG Jaguar ein und überlegten, wie sie ihre Schützlinge auf solche Situationen besser vorbereiten können.

Dazu holten sie sich nun zum zweiten Mal fachliche Unterstützung von „VAuST“. Dieser Verein für Anti-Gewalt- und Soziales Training beschäftigt sich seit langem mit den Sorgen der Eltern und den Hemmungen der Kinder. Angst und unsicheres Verhalten – für die Klasse 4a gehört nun der Vergangenheit an. „Ich bin stark. Du bist stark. Wir sind stark“, betonen die Mädchen am Endes des Trainings lautstark und wirken dabei keineswegs schüchtern. Zwei Tage lang haben sie mit ihrer Trainerin Barbara Schaller-Knop in Rollenspielen geübt, wie sie Gefahren wahrnehmen, selbstbewusst auftreten und sich im Notfall verteidigen können. „Stellt euch vor: Ein Schulkamerad schlägt dich und sagt, du darfst es niemandem erzählen. Wie reagiert ihr??“, fragt die Kursleiterin. Die Mädchen müssen nicht lange überlegen: Sie fühlen sich nicht wohl, wenn sie dieses Geheimnis für sich behalten.

„Wir erzählen es jemandem, dem wir vertrauen“, sprudelt es aus ihnen heraus. Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle spielt eine große Rolle, um zu realisieren, welche Situation bedrohlich werden könnte. „Beim Schubsen und Kitzeln hatte ich ein unangenehmes Gefühl, denn das kann mir auf der Straße wirklich passieren“, meinte Michelle und ist dabei nicht alleine. Aber jetzt wüssten sie, wie sie sich wehren könnten, rufen ihre Mitschülerinnen mit stolzer Haltung. Und falls sie es doch vergessen sollten, steht es noch einmal auf ihrem Zeugnis, das sie am Ende erhalten.

Die Trennung von Mädchen und Jungen während des Kurses sei besonders wichtig gewesen. „Wird ein Junge zum Beispiel erpresst, erzählt er das eher in einer reinen Männergruppe“, so die Mediatorin. Ihr Kollege Hajo Köppen übernahm deshalb die Jungs und ging nach dem Motto „Coole Jungs – Starke Kerle“ auf deren Probleme und Wünsche ein. So zählte das kontrollierte Kämpfen mit Schaumstoffschlägern auch eher zu den Favoriten der Jungs.

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